Als eine „tragende Säule“ seines Unternehmens bezeichnet Reiner Stadtmüller stolz seine Auszubildende Lena Amthor. Die 21-Jährige aus Wiesen hat ihr Potenzial ganz klar unter Beweis gestellt: sie ist aktuell Deutschlands beste Feinwerkmechanikerin mit Schwerpunkt Zerspanungstechnik (siehe Stichwort).
Mit der Urkunde und einer Goldmedaille im Gepäck ist Lena Amthor vor kurzem von den Deutschen Meisterschaften des Metallhandwerks im niedersächsischen Northeim zurückgekehrt. Unter den gespannten Zuschauern bei den “German Craft Skills“ saß auch Reiner Stadtmüller, Geschäftsführer der Stadtmüller + Sauer CNC Fertigungstechnik und der Stadtmüller + Sauer Präzisionstechnik. Die beiden Unternehmen im Hösbacher Ortsteil Rottenberg leitet der 61-Jährige gemeinsam mit Wolfgang Sauer und Sohn Luis Stadtmüller.
Die zierliche junge Frau ließ die Konkurrenz nicht nur im bayerischen Landeswettbewerb, sondern jetzt auch bundesweit hinter sich. Gegen vier männliche Landessieger gewann sie mit weitem Vorsprung. Darauf ist auch ihr Ausbilder Christoph Müller sehr stolz. Lena Amthor, so sagt ihr Ausbilder, sei „mit der Technik gesegnet“. Sie sei sehr gut im Fachlichen, aber auch im Menschlichen. Überall im Betrieb sei Sie gerne gesehen.
Ihren Weg in die (immer noch) männerdominierte Maschinenbau-Branche schildert die Feinwerkmechanikerin so: Schon als Kind habe sie mit ihrem Vater gerne handwerklich gearbeitet, in Mathematik war sie sehr gut, schmutzige Hände haben ihr nichts ausgemacht. Und sie besitzt ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. So entschied sich Lena Amthor nach dem Fachabitur und verschiedenen Praktika für die Ausbildung im Rottenberger Unternehmen, das 1990 gegründet wurde und laut Herrn Stadtmüller aktuell 88 Mitarbeitende beschäftigt.
Eine ganz wichtige Begabung, die Lena mitgebracht hat, ergänzt der Chef: Hohe Disziplin und Genauigkeit bei der Arbeit. Denn die Firma stellt beispielsweise Bauteile für die Medizinbranche her. Dabei geht es um Mikrometer, also den tausendsten Teil eines Millimeters. Da braucht es Fingerspitzengefühl beim Fertigen. Medizintechnik mache etwa 50 Prozent der Aufträge aus, dazu kämen Arbeiten für den Druckmanometerbranche, Maschinenbau wie Getriebe oder Robotertechnik sowie Luft- und Raumfahrttechnik.
Körperlich anstrengend sei ihr Beruf eher nicht, sagt Lena Amthor, dafür gebe es ja die entsprechende Technik. Sie hat gelernt, die CNC-Maschinen und Fertigungsroboter über programmierte Computer zu steuern und zu bedienen. An diesen Maschinen wird sie sich in der nächsten Zeit noch perfektionieren, das rät ihr auch der Chef. Danach wolle sie lernen, wie man die CNC-Maschinen programmiert, überwacht, einstellt, wolle auch in die Planung und Kalkulation einsteigen, sagt die beste deutsche Feinwerkmechanikerin, die ihre Lehrzeit wegen guter Leistungen auf drei Jahre verkürzen konnte. Den Schwerpunkt Zerspanungstechnik hat sie im dritten Ausbildungsjahr gesetzt. Reiner Stadtmüller jedenfalls wünscht sich einen weiteren gemeinsamen Erfolgsweg.
Lena Amthor, hat jetzt entweder den Techniker oder den Meister im Blick. Ihre Entscheidung fürs Handwerk sei die richtige gewesen: “Ich sehe, was ich mache und kann kreativ sein.“ Und sie appelliert an junge Frauen, ihr es nachzumachen: „Lasst Euch nicht abschrecken!“
Quelle: Main Echo Aschaffenburg
Stichwort: Feinwerkmechaniker/in
Feinwerkmechaniker fertigen in Präzisionsarbeit Bauteile für feinmechanische Geräte für verschiedene Bereiche der Industrie, beispielsweise für die Automobilbranche oder Medizintechnik. Handwerkliches Geschick, technisches und naturwissenschaftliches Verständnis (Mathematik, Physik) sowie eine sorgfältige, genaue Arbeitsweise und ein Blick für Details sind wichtige Voraussetzungen, wenn mithilfe computergestützter Technik oder in Handarbeit die Präzisionsteile aus Metall, Holz oder Kunststoff hergestellt, montiert und geprüft werden.
Voraussetzung ist mindestens ein Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife oder (Fach-)Abitur. Die duale Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, kann aber bei besonders guten Leistungen verkürzt werden. Nach dem zweiten Lehrjahr wird ein Schwerpunkt gesetzt. Zur Auswahl stehen Maschinenbau, Feinmechanik, Werkzeugbau oder Zerspanungstechnik. Nach erfolgreich abgeschlossener Gesellenprüfung ist die Techniker- oder Meisterprüfung möglich, danach ein (duales) Studium. (comü)